Club Paradies - Im Glanz der Macht: Roman by Caren Benedikt

Autor:Caren Benedikt [Benedikt, Caren]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Verlag
veröffentlicht: 2023-02-28T23:00:00+00:00

18. Kapitel

An der Spreeschanze 10, Berlin-Haselhorst

Montag, 6. Dezember 1976

Endlich wieder auf dem Thron zu sitzen und von oben auf die herunterzublicken, die sich um mich scharen, ist ein berauschendes Gefühl.

HANNS BORCHARDT

Hanns lachte gefällig auf. »Sie sind wirklich ein geschickter Fragesteller, Herr Heidrichs«, lobte er freundlich. »Doch Sie müssen verstehen, dass ich den genauen Standort noch nicht nennen kann. Aber Sie können versichert sein, dass Sie als Erster Bescheid bekommen, und zwar einen Tag bevor die offizielle Pressemitteilung rausgeht. Sie wissen ja, wie sehr ich Ihre Art der Berichterstattung schätze«, fügte er dann noch hinzu.

»Danke, Herr Borchardt. Den Gerüchten zufolge soll es mitten im Zentrum sein. Man hat so etwas läuten hören, dass Sie womöglich das Golden Paradise gekauft haben sollen, weil dies ja ohnehin geschlossen werden musste.«

»Spekulationen, Herr Heidrichs. Nichts als Spekulationen. Also, ich habe hier noch einen ganzen Berg voll Arbeit, und Sie können sich nicht vorstellen, wie meine Frau reagiert, wenn ich nicht pünktlich zum Essen erscheine.« Wieder lachte Hanns auf.

»Einen Versuch war es wert«, gab sich der Reporter nun geschlagen. »Aber bitte, melden Sie sich, sobald es offiziell ist.«

»Einen Tag bevor Ihre Kollegen davon erfahren, Herr Heidrichs. Wie immer. Dann noch einen guten Tag. Wir hören voneinander.«

»Bis bald«, verabschiedete sich der Reporter, dann legte Hanns auf. Diese Pressefritzen waren doch wirklich überaus lästig. Kurz überlegte Hanns, wer geplaudert und Leas Club und das Grundstück ins Spiel gebracht haben könnte. Er selbst hatte zwar immer wieder einmal das Modell gezeigt und auch angedeutet, was entstehen sollte. Aber der Standort war von ihm ganz bewusst nie erwähnt worden, und auch von dem Modell ließ nichts auf die Umgebung schließen. Er fragte sich, ob es womöglich ein Problem für ihn darstellen könnte, dass nun die Presse Wind davon bekommen hatte, wo das neue Großprojekt geplant war. Doch tatsächlich konnte Hanns auf den ersten Blick keinen Nachteil erkennen. Die Gerüchteküche in Berlin brodelte ohnehin ständig, und es gab immer den einen oder anderen an bestimmten Stellen, der Neuigkeiten nur schwer für sich behalten konnte. Daran störte er sich nicht.

Was ihn jedoch tatsächlich wurmte, war die Tatsache, dass Lea ihn bisher nicht angerufen hatte, um sich bei ihm zu entschuldigen und ihm den Club nun doch zum Kauf anzubieten, da dieser sich mit großer Sicherheit nicht von dem Skandal um die Ratten erholen würde. Und wenn sie dann zu Kreuze kroch, in der Hoffnung, dass er sein Angebot nicht gar zu sehr nach unten schraubte, könnte sie sich gleich etwas überlegen, um sich bei ihm wieder beliebt zu machen. Ja, das wäre ganz nach seinem Geschmack.

Hanns sah auf die Uhr, es war schon fast halb sieben. Er hatte Maria versprochen, zum Abendessen da zu sein, und er wollte nicht riskieren, gar zu schnell wieder in alte Muster zu verfallen. Die Art, wie seine Frau ihn links liegen gelassen hatte, hatte ihm so gar nicht gefallen und ihn auf eine gewisse Weise sogar beunruhigt. Wie würde er denn dastehen, wenn bekannt würde, dass sie ihn verlassen hätte? Nein, das passte so gar nicht zu seinem Image.

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